Cradle Mountain. Der Startpunkt des berühmten Overland Track, der 5-7 Tage durch die Tasmanische Wildnis führt. Laut Wetterstatistik nicht gerade das sonnigste Plätzchen dieser Erde: “Kaltes, nasses Wetter beherrscht die Gegend um Cradle Mountain. Von zehn Tagen regnet es im Durchschnitt an sieben, an acht Tagen ist es bewölkt und die Sonne scheint durchgehend nur an einem Tag. An 54 Tagen pro Jahr schneit es, sogar im Sommer sind Schneestürme keine Seltenheit.” Gemäß dem Motto “traue keiner Statisktik die du nicht selbst gefälscht hast” ging es trotzdem hoffnungsvoll am frühen Morgen in den Park.
Ich hatte zwei Tage zur Verfügung und der Plan war, den ersten Abschnitt des Overland Track bis zum Waterfall Valley zu wandern. Der Wettergott schien es gut zu meinen und den kleinen Ausrutscher an der Ostküste einige Tage vorher wiedergutmachen zu wollen: blauer Himmel und Strahlender Sonnenschein!
Mit dem Park Shuttle Bus ging es bis Ronny Creek, von dort führte der Weg über Holzplanken durch Buttongrass und ab und zu durch kleine Wälder, vorbei an den Crater Falls. Schliesslich erreicht man den Crater Lake, wo ich ein zweites Frühstück zu mir nahm.
Hat man den See erst mal hinter sich gelassen geht es richtig los: steil windet sich der Weg hinauf bis zum Rand des Kraters. Der Blick zurück auf den tiefblauen See ist dabei umwerfend.
Gerade wenn man denkt, es ginge nicht besser, erreicht man Marion’s Lookout. Von dort hat man Lila Lake, Dove Lake und Cradle Mountain auf einmal im Blick.
Hier wird das Gelände dann etwas flacher und die Wanderng nicht mehr ganz so schweißtreibend. Weiter ging es vorbei an kristallklaren Bergseen und vereinzelten Schneefeldern, direkt auf Cradle Mountain zu.
An der Abzweigung zum Gipfelpfad liess ich den schweren Rucksack zurück und machte mich an die Besteigung des Gipfels. Es ging recht gemütlich los, aber bald schon musste man auf allen vieren über große und kleine Felsbrocken kraxeln.
Für die meisten, die bis dahin noch nicht aufgegeben hatten, war dann etwas später Schluss: ein steiles Schneefeld galt es zu überqueren, um den höchsten Punkt zu erreichen.
Wer es allerdings ganz hoch schaffte, wurde mit grandiosen Ausblicken rundum belohnt. Sogar Mt. Jerusalem war in der Ferne zu sehen.
Obwohl der Gipfel mit 1545m nicht gerade sehr hoch ist, ist die Umgebung sehr alpin und ausgesetzt. Nicht umsonst ist Cradle Mountain eines der Wahrzeichen Tasmaniens und mit das beliebteste Ziel der Insel.
Da der Wind hier oben recht kalt wehte, hielt ich mich aber nicht lange auf, sondern machte mich recht bald wieder an den Abstieg. Ausserdem hatte ich noch ein gutes Stück Wanderung vor mir, und der Himmel füllte sich mehr und mehr mit Wolken. An der Kreuzung schulterte ich meinen Rucksack und macht mich auf den Weiterweg. An einem kleine See machte ich kurz Halt um meinen Thunfisch-Salat-Wrap zu verspeisen.
Der rest des Weges war einfach und schön. Zwar zeigte sich Cradle Mountain mittlerweile von seiner weniger spektakulären Rückseite, dafür kam der markante Turm des Barn Bluff stetig näher.
Zumeist über Holzplanken ging es in Richtung Süden und schliesslich ins Waterfall Valley, wo die Hütte wartete.
Neben der originalen Hütte gibt es mittlerweile eine größere, neue Hütte. Als ich mitte des Nachmittags ankam, waren ausser mir nur zwei andere Wanderer bereits vor Ort. Ich packte die Gelegenheit beim Schopf und nahm ein schnelles Bad im nahegelegenen Fluss, argwöhnisch beäugt von einer tasmanischen Wildhenne.
Da ich kein Permit für den Overlandtrack besaß, war mir die Hütte eigentlich nicht gestattet (in der Tat erklärte mir der freundliche Ranger, dass ich nicht einmal in dem Tal zelten dürfte). Da es aber relativ ruhig blieb, drückte der Rnger ein uge zu und ich bezog ein Bett in der alten Hütte..
Da ich das Zelt ja mit mir herumschleppte war ich kurz versucht, doch im Freien zu schlafen, enschied mich dann aber dagegen. Zum Glück, denn in derNacht begann es in Strömen zu regnen und hörte nicht mehr auf bis zum nächsten Tag. Da es auch im Laufe des Vormittags nicht besser wurde, lief ich im Regen und Nebel los.
In kürzester Zeit war ich komplett durchnässt, und der Rückweg hatte sich in einen rutschigen und teilweise reissenden Sturzbach verwandelt. AUch der Wind wurde stärker und ein paar Mal wehte es mich beinahe den Hang hinunter in den Dove Lake. Letztendlich erreichte ich aber doch das Auto ohne Zwischenfälle. Kaum Dreht ich den Schlüssel in der Tür um, kam auch schon wieder die Sonne zum Vorschein und in kürzester Zeit war der Himmel blau, alse wäre nie etwas geschehen. Also nichts wie zurück in den Park, um noch ein paar Fotos zu schießen und Wombats zu suchen.
So verbrachte ich also den Nachmittag damit, die Wege abzulaufen, die ich am Vortag ausgelassen hatte.
Vom Bus aus hatte ich bereits ein Wombat in den Feldern gesehen und machte mich bei Ronny Creek auf die Suche.
Es dauerte auch nicht lange und da waren sie. Überall stiefelten sie unbeholfen durch das Gras. Kaum zu glauben, das Wombats wahre Panzer sind, wenn sie mit bis zu 40 km/h alles umrennen, was sich ihnen in den Weg stellt. Ein Exemplar sass direkt neben dem Wanderweg. Jedesmal wenn es sich gestört fühlte, versteckte es sich unter den Holzplanken – allerdings schien es nicht zu wissen, dass es einen relativ dicken Hintern besass, der nämlich regelmässig unter den Brettern hervorstand.