Wilsons Promontory – Northern Circuit

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Im südlichsten Zipfel Victorias, zugleich die südlichste Ecke Australiens, befindet sich der Wilsons Promontory National Park, bekannt für seine atemberaubende Natur. Man bekommt alles geboten, Buschland, Berge (naja, kleine zumindest), Wald und Sandstrände.
Duch den Park verlaufen viele Wanderwege, mehr oder weniger gepflegt und gewartet. Vom Zwei-Stunden-Spaziergang bis zu mehrere Tage dauernden, anstrengenderen Wanderungen ist alles dabei. Wir (das sind diesmal Jesper, Jasmine, Dillon und ich) entschieden uns für letzteres und nahmen den “Northern Circuit” in Angriff.
Dieser Walk besteht aus vier Etappen (wenn man wie wir einige Campsites überspringt) und umrundet den nördlichen Teil des Nationalparkes. Die Schwierigkeit wird mit mittel bis schwierig angegeben, da die Wegmarkierungen nur spärlich vorhanden sind und ein sicherer Umgang mit Karte und Kompass vorausgesetzt wird. | Zu den Bildern

Tag 1: Five Mile Road Carpark – Johnny Souey Cove Five Mile Beach

21km, 6.5h 18km, 5h

Nach der etwa dreistündigen Anfahrt (als einziger Fahrtüchtiger hatte ich die Ehre die gesamte Strecke zu fahren) erreichten wir den Parkplatz am Beginn der Five Mile Road, die als Wirschaftsstraße quer durch den Nationalpark führt. Auto abgestellt und Rucksäcke gepackt, und schon gings los. Noch nicht allzuweit gekommen lockte schon der Sandwich und so legten wir einen kleinen Zwischenstop am Millers Landing Beach ein.
Die Zeit verging wie im Flug und so wurde es später und später, während wir auf der steinigen Strasse dahinzogen. Als wir schließlich den Five Mile Beach erreichten und feststellten, daß der Zeltplatz eigentlich viel zu schön war um weiterzuziehen blieben wir kurzerhand dort und schenkten uns die nächsten drei Kilometer zum eigentlichen Ziel des heutigen Tages, der Bucht von Johnny Souey.
Im munter dahinrinnenden Süßwasserbach füllten wir unsere Flaschen und stellten fest, daß das mit dem süß nicht so ganz wörtlich zu nehmen war – es schmeckte eher wie zwei Jahre altes Wasser aus der Regentonne und eine ordentliche Prise Salz, farblich in etwa ein dünner Schwarztee (tatsächlich kommt die Farbe vom Teebaum) … aber was nimmt man nicht alles auf sich, wenn man nicht anders kann. Also schmeckte der morgentliche Kaffee halt ein bisschen anders als gewohnt. Und man spart sich das Salz beim Kochen der Nudeln. Hat also auch was gutes.
In der Nacht fielen ein paar wenige Regentropfen, aber nichtgenug um Jesper und mich in das Zelt der beiden Mädels zu zwängen. Wir hatten beschloßen das zweite Zelt im Auto zu lassen und nur eine Plane mitzunehmen gegen den Wind. Das Getröpfel war auch bald vorbei und so stand einem ruhigen Schlaf nix mehr im Wege …

Tag 2: Five Mile Beach – Tin Mine Cove Johnny Souey Cove

17km, 6.5h 3km, 1.5h

Auch der zweite Tag lief etwas anders als geplant ab: nachdem wir die zusätlichen drei Kilometer zur Johnny Souey Cove hinter uns gebracht hatten, kam uns dieser zweite Stop noch viel schöner vor als der erste. Und da wir eh ein zweites Frühstück mit Pfannkuchen eingeplant hatten, viel die Entscheidung nicht schwer: Scheiß auf die nächsten 14km, das machen wir morgen (zusammen mit den 12km der dritten Etappe!), heut wird am Strand gefaulenzt. So bestand also Tag zwei aus baden, in der Sonne liegen, Krabben ausgraben und ganzen 3km laufen …
Ein Schlafplatz war auch schnell gefunden, am Strand in einer Ecke mit schönem weißen Sand – zumindest am Abend.

Tag 3: Johnny Souey Cove – Tin Mine Cove Lower Barry Creek

14km, 6.5h 26km, viele h

Als wir nämlich am nächsten Morgen aufwachten hatte sich die Flut zu Wort gemeldet und beinahe unser Tarp und das Zelt unter Wasser gesetzt. Nur noch wenige Zentimeter trockener Boden lag zwischen meiner großen Zehe und dem Wasser. Überhaupt sah das Wetter gar net mehr so doll aus, keine blauer Himmel, dafür Wind und Wolken. Also schnell zusammen gepackt und ab auf die Killeretappe. Wir hatten jetzt ja die 14km vom Vortag plus die eigentlichen 12km an einem Stück zu bewältigen. Ausgerechnet diese beiden Teilstücke waren auch noch die beiden härtesten des gesamten Walks. So führte der erste Teil durch grobes Dickicht, in dem wir auch mal die Spur verloren und uns einen neuen Weg bahnen mußten (um dann auf einen Forstweg zustoßen, bei dessen Größe man sich schon fragen muß, wie man den um Himmels willen überhaupt verlieren kann!). Aber auch diese Hürde wurde erfolgreich genommen und so gabs nach einigen Stunden unsere Lunch Wraps.
Die nächsten Kilometer führten uns entlang des Chinamen Long Beach bis zum Beginn des als Highlight geltenden Stückes durch den Chinamen Swamp. Nach Regenfällen kann der Sumpfige Teil bis zu 1.5m tief werden und sich über mehr als einen Kilometer erstrecken. Der Ranger hatte uns eindringlich daraufhin gewiesen, daß er es leid sei, Touries aus dem Sumpf zu evakuieren, weil sie sich und ihre Navigationskünste überschätz hatten. Das klang doch mal richtig spannend!
Wir hatten Glück (oder Pech, je nach Blickwinkel) und wegen der Trockenheit bestand der Sumpf nur aus zwei kurzen Teilstücken mit knöchelhohem Schlamm, die auch noch durch den umliegenden Busch umgangen werden konnten. So blieben wenigstens unser Füße trocken, die eh schon genug gelitten hatten unter den stacheligen Büschen, die den Pfad überwucherten.
Es wurde also immer später, das Wasser war uns schon länger ausgegangen und ich machte mich schon langsam aber sicher mit dem Gedanken vertraut, daß wir das Camp heute nicht mehr erreichen würde und also auch kein Wasser bzw. Abendessen bekommen würden. Dehydrierte Nahrung schmeckt trocken einfach nur halb so gut … Einzig der Rest des Weines, denn ich in meinem Rucksack gluckern hören konnte, versprach ein bisschen Linderung … Aber, wie es so ist, wenn man schon nicht mehr so recht daran glaubt kamen wir tatsächlich vor Einbruch der Dunkelheit am Lower Barry Creek an und hatten die Königsetappe geschafft! Das Wasser war zwar reichlich und diesmal auch nicht salzig, dafür roch es wie eine faulige Pfütze. Aber der Geschmack war erstaunlich gut! Allerdings hätten wir an dem Abend eh alles getrunken.

Tag 4: Lower Barry Creek – Five Mile Road Carpark

10km, 4h

Nach der Anstrengung des vorherigen Tages war es recht schwer, die Motivation für die letzte Etappe aufzubringen. Aber die Cola die auf dem Vordersitz lag und das Eis, das im Tidal River Camp (das Zentrum des Nationalparkes) auf uns wartete machte es möglich und wir erreichten das Auto ohne größere Probleme. Die Cola war natürlich fad und warm, aber immerhin ein bisschen ein Kontrast zum gelben Flußwasser der letzten Tage.

Den Rest des Tages verbrachten wir am Squeaky Beach mit Pfannkuchen, Bouldern und ausspannen. Der Name kommt daher, daß man beim Laufen ein quietschendes Geräusch erzeugt, da die Sandkörner aus nahezu reinem Quarz bestehen und alle dieselbe Größe haben. Dadurch gibt es keinen Puffer zwischen den einzelnen Steinchen und man erzeugt mit jedem Schritt ein Quietschen. So oder ähnlich wurde es mir jedenfalls erklärt.

Nach einem kurzen Pizza-Stop erreichten wir dann nach Mitternacht Melbourne und lernten die Vorzüge einer Dusche, klaren Trinkwassers und einer Matratze wieder neu schätzen.

2 thoughts on “Wilsons Promontory – Northern Circuit

  1. Jörg sagt:

    126 Fotos – wow!! Schöne Bilder dabei, da seh ich erstmal, was ich damals alles verpasst hab. Siehst eigentlich noch was vor lauter Rauch?!

  2. Toby sagt:

    Hey Felix,

    echt ein klasse Bericht. Da schlägt mein Wanderherz gleich höher.

    Viele Grüße,

    Tobias

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