Eine weitere Stunde später kam ich in Sokcho an, von wo es direkt mit dem Bus 7-1 weiter ging nach Seorak-Dong, dem Tor zum Seoraksan Park. Dieser Nationalpark soll der spektakulärste sein, den die gesamte koreanische Halbinsel zu bieten hat. Schroffe Granittürme ragen aus den bewaldeten Hügeln, der höchste Gipfel ist der Daecheongbong mit gut 1700m. In Seorak-Dong liess ich mich im Han Gang Park Motel nieder und fiel um acht Uhr todmüde ins Bett – 36 Stunden auf den Beinen hatten sich mittlerweile bemerkbar gemacht.
Ulsanbawi
Den Wecker hatte ich auf 8 Uhr gestellt – aufgewacht bin ich um 11. Nach einem kurzen Kaffe gings los Richtung Parkeingang. Unterwegs noch am Supemarkt vorbei und bisschen Proviant geholt, und dann stellte ich fest dass ich mir besser in Sokcho noch Bargeld hätte holen sollen – internationale Geldautomaten im Park: Fehlanzeige. Für den Parkeintritt reichte es aber zum Glück noch, nur die Seilbahnfahrt musste verschoben werden. Dafür begab ich mich zusammen mit schätzungsweise der halben koreanischen Bevölkerung auf den knapp vier Kilometer langen Anstieg zum Ulsanbawi, der eindrucksvolle Ausblicke versprach. Auf dem recht gut angelegten Weg ging es teilweise zu wie bei einer Völkerwanderung. Da wurde gestubst und geschoben, in die Hacken getreten und nicht aus dem Weg gegangen. Ein typisch koreanisches Phänomen: so höflich und zuvorkommend die Menschen sind, wenn man sich einmal kennt oder in einem Arbeitsverhältnis steht, so rücksichtslos verhalten sie sich gegenüber unbekannten. Richtig spannend wurde es auf dem Schlussanstieg, eine Treppe mit 808 Stufen, die beeindruckend steil und ebenso schmal auf den höchsten Punkt der Wanderung führte. An überholen war nicht zu denken, und so ging es brav im Gänsemarsch hinauf. Aber es hatte sich gelohnt, der Blick von oben war durchaus beeindruckend und den Sress wert.
Geumganggul
Der Abstieg vom Ulsanbawi hatte ich schnell hinter mich gebracht und es blieb noch genügend Zeit, eine weitere Sehenswürdigkeit abzuhaken: Eine Höhle, die in einer Felswand hoch über dem engen Tal liegt. Noch einmal ging es für eine gute Stunde über Stock und Stein, diesmal zum Glück gegen den Strom der Menschenmassen. Da der Himmel mittlerweile recht bedeckt war, war die Aussicht nicht ganz so spektakulär wie die vorhergehende, aber trotzdem durchaus lohnend.
Es wurde schon langsam dunkel als ich wieder im Motel ankam und mich über die Hünchensuppe machte, die ich glücklicherweise noch aus meinem Hotelzimmer in Cheongju mitgenommen hatte, sonst hätte nämlich das Abendessen aufgrund fehlenden Bargeldes ausfallen müssen.
Gwon-Geunseong
Am nächsten Morgen ging es mit den letzten Won die ich noch hatte mit dem Bus nach Sokcho zurück. Direkt am Strand checkte ich für meine letzte Nacht in Korea ins Good Morning Hotel ein und suchte mir als nächstes einen Geldautomaten, der meine VISA Karte nicht ablehnte. Im 24h Family Mart wurde ich fündig und beschloss, doch noch einmal zurück in den Naionalpark zu fahren, um mit der Seilbahn zu den Überresten der Gwon-Geun Festung zu schweben. Unglaublich, wie vergleichsweise leer der Park an einem Wochentag ist! Die Warteschlange, die am Vortag noch bis weit ausserhalb des Gebäudes gereicht hatte, war erfreulich kurz und so ging es in luftige Höhen hinauf zur Festung.
Von dieser ist nicht wirklich viel übrig, aber in ein paar Minuten erreicht man ein schönes Gipfelplateau mit wieder einmal atemberaubenden Ausblicken. Ich verbrachte insgesamt an die zwei Stunden dort oben, saß in der Sonne und genoss die Aussicht und die herbstlichen Farben.
Sokcho
Zurück in Sokcho wanderte ich ein bisschen durch die Innenstadt und entlang des menschenleeren Strandes, und jetzt sitze ich in meinem Zimmer und schreibe diesen Text, während im Hintergrund ein Nilpferd an einem Krokodil nagt?! Leider ist das Programm auf Koreanisch, ich würde zu gerne den Kommentar dazu hören!