Nach einer längeren Weile in Melbourne ohne größere Reisetätigkeit wurde es mal wieder Zeit für einen kleinen Ausflug, um wieder ein klitzekleines Stückchen mehr von Australien zu sehen. Perth sollte es diesmal sein, die abgelegenste Hauptstadt der Welt. Bis zur nächsten Großstadt mit mehr als 1 Mio. Einwohner, Adelaide in South Australia, sind es 2100 km. Perth ist damit geografisch näher an Jakarta und Indonesien dran als an Sydney, Melbourne oder Brisbane.
Die Stadt an sich ist bekannt als laid-back, also gemütlich, gutmütig, was auch durchaus an ihrer geringen Größe liegt. Etwa 1,5 Mio. Menschen leben derzeit in Perth, allerdings gehört die Region zu am schnellsten wachsenden in Australien. Der Swan River schlängelt sich die verbleibenden Kilometer zum Indischen Ozean, wo man die schönen Strände von Scarborough oder Cottesloe findet. Das Tor zum Meer bildet Fremantle mit der preisgekrönten Brauerei “Little Creatures” (Lohnt sich – das Bier hab ich nicht probiert, aber man kann einen sehr schönen Abend dort verbringen).
Wie schon gesagt ist Perth eher klein; wenn man es genau nimmt, gar nicht so, wie alle Städte hier Down Under geht auch Perth mehr in die Breite als in die Höhe. Aber der CBD, also das Zentrum, ist überschaubar und man kann gut zu Fuß auf Erkundungstour gehen. Für die etwas gehfauleren Besucher gibts sogar drei kostenlose Buslinien, die die Stadt durchkreuzen.
Unterkunft fand ich im Stadtteil Highgate nördlich des CBD direkt neben dem “kulturellen” Zentrum Northbridge. Das Billabong Backpackers Resort ist äußerst empfehlenswert, für den Preis bekommt man einiges geboten und hat sehr freundliche Angestellte, die sich um einen kümmern. Auch die Lage ist ideal, da man eigentlich alles zu Fuß erreichen kann oder auf einen der vielen Busse zurückgreifen kann, die das Hostel passieren. Den Zusatz Resort verdient es wirklich, mit hauseigenem Pool und Beachvolleyball (mir ist noch nicht ganz klar, wo genau der ganze Sand sein soll, aber versprochen wird es auf jeden Fall!).
Am ersten Tag stand also eine kleine Erkundungstour auf dem Plan; mit Talia (eine Freundin, die in Perth wohnt), traf ich mich zum Bummel im Kings Park, von dem man einen sehr schönen Ausblick auf City und Swan River hat, anschliessend gings auf einen Kaffee nach Northbridge. Den Rest des Tages wanderte ich dann auf eigene Faust durch die Strassen Perths und war sehr verwundert, wie schnell ich von einem Ende des Zentrums an das andere gelangte …
Ein Höhepunkt des Aufenthaltes war sicherlichder Besuch der Insel Rottnest etwa 20 km vor der Küste. Rottnest, holländisch für “Rattennest”, hat den lauschigen Namen seinem holländischen Entdecker zu verdanken. Der fand bei seinen Erkundungen Unmengen von Tieren vor, die er fälschlicherweise für Ratten hielt. Nicht ganz richtig, Mr. Willem de Vlamingh: es handelt sich um eine Art von Känguru, eine sehr kleine rt zwar, aber eben keine Ratten. Ich muss aber zugeben, mir hätte das auf den ersten Blick auch passieren können. Na jedenfalls, von diesen knuddeligen Dingern gibts nur noch eine Handvoll auf dem australischen Festland vor, da die von Europäern eingeführten Füchse kurzen Prozess mit den zutraulichen Tieren machten. Daher ist Rottnest Island mittlerweile das wichtigste Habitat dieser Gattung geworden.
Die Insel ist mehr oder weniger Autofrei, zumindest als Tourist kann man keines mitnehmen. Per Schiff geht es von der Anlegestelle in Perth den Fluss entlang, bis man nach etwa einer Stunde die Hafenstadt Fremantle erreicht. Von dort ist es dann noch einmal eine gute habe Stunde, bevor man an der Insel anlegt, die nur 11km lang und 4 km breit ist. Am einfachsten erkundet man die kleinen Strassen, indem man ein Fahrrad mietet und einmal rundrum fährt. Es werden einem zwar Schauermärchen erzählt, wie hart doch 23 km an einem Tag zu fahren wären und die langen und grausam steilen Anstiege würden es zu einer einzigen Tortur machen (wohlgemerkt, der höchste Hügel misst 45m über Null), aber davon darf man sich nicht abschrecken lassen, sondern sollte einfach gemütlich dem Western Point der Insel entgegensteuern. Unterwegs kann man den zentralen Leuchtturm, der sich auf besagtem Gipfel befindet, von allen Seiten betrachten und hat die Qual der Wahl, an welchem der weißen Sandstrände mit türkis farbenem Wasser man denn nun sein Vesper essen soll. Ich hab mich für die goldene Mitte am anderen Ende der Insel entschieden und gleich noch ein kurzes Nickerchen dazugepackt. Das Wetter war – wie die gesamte Zeit über – perfekt, keine Wolke, kein Wind, und angenehme 18 Grad im Schatten.
Nach dieser furchtbar anstrengenden Königsetappe gings dann am späten Nachmittag wieder zurück aud die Fähre und nach Fremantle, wo ich der preisgekrönten Brauerei Little Creatures noch einen kurzen Besuch abstattete. Später am Abend kam ich dann, überraschend m üde, im Backpackers an.
Mittlerweile war es Freitag und am Abend feierte Talia Geburtstag in einer Bar in Northbridge. Tagsüber nahm ich den Bus zum Strand von Scarborough, zusammen mit Jamie, einem Waliser vom Hostel. Ein paar hartgesottene Aussies tobten sich beim Surfen in den Wellen aus, uns war das Wasser dann doch etwa zu kalt. Abends dann war also Party angesagt und folgerichtig stand dann am Samstag erst mal ausruhen auf dem Plan. Irgendwo zwischen Höllentour im Rattennest und Tanzen in der Eurobar muss ich mir dann auch noch eine richtige Erkältung eingfangen haben, jedenfalls war das Wochenende gelaufen und ich sitz immernoch mit einem Berg aus Taschentüchern zu Hause rum. Kleiner Tip: Vor dem Fliegen immer die Nase Putzen. Die ersten zwanzig Minuten des 4h Fluges zurück nach Melbourne am Sonntag Abend waren die schlimmsten Flugminuten meines Lebens. Angefangen hatte es ja schon mal mit einem technischen Defekt, der die Maschine aus Melbourne zum Umkehren zwang. Da das gleichzeitig auch mein Flieger war, durfte ich noch drei weitere Stunden am Flughafen von Perth verbringen, bevor es dann also um 20.30h losging. Wegen meiner komplett verstopften Nase wollten meine Ohren partout keinen Druckausgleich machen und so kam es wie es kommen musste, mein kompletter Gleichgewichtssinn schien in Perth zurückgeblieben zu sein. Alles drehte sich von links nach rechts und von oben nach unten, und dann wieder zurück. Langsam kam dann auch die Übelkeit dazu, die sich in der Magengegend breitmachte und ich stellte mich schon auf einen lustigen Flug ein – der Fensterplatz verspricht ja in diesen Höhen nicht wirklich Abhilfe in solchen Situationen. Glücklicherweise poppte bald das linke Ohr, und somit waren nur noch Bewegungen nach rechts von aberwitzigen Karusellfahrten begleitet, nach links konnte ich dagegen wieder schauen. Klar, das findet man natürlich erst nach ein paar Versuchen raus und so bequemte sich mein rechtes Ohr gerade noch rechtzeitig, den Druckausgleich zuzulassen und die “Tüte für alle Fälle” blieb in der Seitentasche. Puuuh.
Inklusive der zwei Stunden Zeitverschiebung zwischen Perth und Melbourne war ich dann gegen halb vier Uhr morgens zurück in meinem Bett.
Fazit also: Perth ist eine schöne, beschauliche Stadt, die viel kleiner wirkt als sie eigentlich ist. Im Sommer ist es an den Stränden und auf der Insel Rottnest wahrscheinlich unerträglich heiß und voll, im Winter dagegen hatte ich die meisten Plätzchen für mich selbst und trotzdem bestes Wetter. Wenn e smich das nächste Mal nach WA verschlägt, müssen natürlich die ganzen Highlights wie Kalbarri Gorge zum Klettern oder die Pinnacle Desert mit ihrne einzigartigen Termitenhügeln sowie der seltsame Wave Rock erforscht werden – dafür hat mir diesmal die Zeit gefehlt. Aber es ist gewiß: Perth, ich komme wieder! | Zu den Bildern